Der Begriff des selbstgesteuerten Lernens ist nicht einheitlich definiert und wird mit unterschiedlichen Begriffen wie selbstbestimmtes oder selbstorganisiertes und selbstreguliertes Lernen in Verbindung gebracht.

Wir verstehen unter selbstgesteuertem Lernen eine Form des Lernens, bei der Schülerinnen und Schüler je nach Anforderungen des Lernarrangements/ der aktuellen Lernsituation möglichst selbstständig eine oder mehrere Strategien, Methoden und/oder Instrumente einsetzen, um den Lernprozess erfolgreich zu bewältigen. 

Selbstgesteuertes Lernen ist damit eine Lernform, die den Lernenden Entscheidungsmöglichkeiten und Gestaltungsfreiraum, z. B. bei der Wahl von Zielen, ggfls. Lernorten, Lernzeiten, Lerninhalten, Lernmethoden, Lernquellen, Lernpartnern, Darstellung von Lernergebnissen, Lernwegen und der Reflexion, ob das Lernen erfolgreich war, bietet. Die sog. agile Didaktik ermöglicht diese Freiräume und bezieht bspw. die Lernenden bei der Planung nach Möglichkeit mit ein.

Schülerinnen und Schüler werden befähigt, sich realistische Ziele zu setzen, ihren Lernprozess zu planen, zu reflektieren, Informationen aus unterschiedlichen Medien zu entnehmen, auf Stimmigkeit zu überprüfen, zu verarbeiten, Motivationstiefs zu überwinden und Hilfsmittel und Medien gezielt einzusetzen. 

Beim selbstgesteuerten Lernen übernehmen die Schüler*innen damit Verantwortung für den eigenen Lernprozess. Diese Erfahrung hilft ihnen auch außerhalb der schulischen Umgebung, ganz im Sinne eines lebenslangen Lernens, den eigenen Wissensstand zu reflektieren, sich Wissen selbstständig anzueignen, das eigene Lernen zu planen und zu organisieren. Diese Kompetenzen beginnen bestenfalls in der Grundschule und setzen sich in den weiterführenden Schulformen fort.

Neue Studien zeigen, dass Schüler*innen deutlich erfolgreicher im Bildungsprozess sind, wenn sie diese Grundlagen am Anfang ihrer Bildungsbiografie - also bereits in der Grundschule - erlernen und stetig darauf aufbauen.

 Welche Kompetenzen benötigen Schüler*innen zum selbstgesteuerten Lernen? 

  1. Ziele formulieren können
  2. Lernquellen, -materialien recherchieren und begründet kriterienorientiert auswählen
  3. Die Schritte des Lernprozesses (Teilschritte, Zeit, SMART-Ziele, Planen mit dem Kanban-Board usw.) vornehmen können
  4. Geeignete Lernmethoden nutzen
  5. Im Team arbeiten, Kooperation und/oder Kollaboration - Hilfe annehmen und Hilfestellungen geben
  6. Reflexionskompetenz zur Bearbeitung, zum Ergebnis sowie zum eigenen Vorgehen (Einsatz und Nutzung von sogenannten Kannlisten; ggfls. Führen eines Lerntagebuchs, eines Portfolios usw.) 

 So bestätigt auch die KMK im Dezember 2021:

"Lernen ist ein aktiver, selbstgesteuerter und auch sozialer Prozess, bei dem Beziehungen zu Lehrenden und weiteren Lernenden entscheidend sind. Lernen findet eingebettet in einen kulturellen und situativen Hintergrund in der jeweiligen Lebenswirklichkeit des Individuums statt. Dieses schließt die Welt des Aufwachsens von Kindern und Jugendlichen und den Kontext der Arbeits- und Geschäftsprozesse der Arbeitswelt und damit junge Erwachsene in der beruflichen Bildung ein. Forschungsergebnisse zeigen, dass ein automatisches und souveränes Handeln mit Medien nicht vorausgesetzt werden kann und demzufolge Bildungsangebote den souveränen Umgang stützen müssen. Für Kinder und Jugendliche ist es unabdingbar frühzeitig zu lernen, adäquat und reflektiert mit digitalen Medien umzugehen, wie es der Kompetenzrahmen der KMK-Strategie aufzeigt.(...)"

vgl. Lehren und Lernen in der digitalen Welt Ergänzung zur Strategie der Kultusministerkonferenz „Bildung in der digitalen Welt“ (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 09.12.2021)

Welche Anforderungen stellt die Förderung des selbstgesteuerten Lernens an die Lehrkräfte?

Das selbstgesteuerte Lernen kann als eine komplexe Gesamthandlung betrachtet werden, bei der Lernende unterschiedliche Lernstrategien gleichzeitig oder nacheinander auf mehreren Ebenen anwenden: kognitive Strategien beim Lesen und Schreiben, Strategien zur Selbstmotivation (z.B. realistische Zielsetzung) sowie ressourcenbezogene Strategien wie Zeitplanung, kooperatives & kollaboratives Lernen, effizienten Einsatz von Medien sowie anderen Hilfsmitteln. All dies stellt Lehrkräfte vor eine Reihe von Anforderungen:

  1. Lehrkräfte kennen die auf verschiedenen Ebenen angesiedelten Lernstrategien, dazu passende Instrumente, deren Nutzen und Wirkungsweise

  2. Lehrkräfte verfügen über ein breites didaktisch-methodisches Repertoire, das ihnen hilft, den Erwerb von Lernstrategien anzuregen und zu unterstützen. Flexibel einsetzbar sind hier bspw. Lerntagebücher oder Schülerentwicklungs-Portfolios Sie können sich auf unterschiedliche Strategien beziehen und sie können von einem Schüler alleine oder von mehreren Lernenden gemeinsam geführt werden. 

  3. Lehrkräfte begleiten die individuellen Entwicklungen der Schüler*innen und Phasen gelenkter und selbstgesteuerter Aktivitäten adressatengerechtIn Phasen gelenkter Aktivitäten fungieren die Lehrkräfte als Ideengeber, an denen Schülerinnen und Schüler den erfolgreichen Einsatz von Strategien beobachten können. Im Weiteren nehmen sie ihre Anleitungs- und Steuerungsfunktion in dem Maße zurück, wie die Lernenden in der Lage sind, selbstgesteuert zu arbeiten.

  4. Die Lehrkräfte wählen aus einem weiten Spektrum an Lernangeboten solche aus, die für die Förderung selbstgesteuerten Lernens geeignet sind. Das Spektrum reicht hier von regulären Unterrichtsfächern über Arbeitstunden bis hin zu offenen Lernangeboten (z.B. Freiarbeit, Schülerfirmen, Lernbüros, Lernateliers oder study halls). Besonders interessant für die Förderung selbstgesteuerten Lernens sind offene Lernangebote. Hier können die Schüler*innen viele Themen alleine oder zusammen mit einem Partner oder einer Gruppe erkunden. Sie lernen hierdurch nicht nur kognitiv hinzu, sondern erfahren sich selbst als aktive und strategische Lerner*innen und erwerben so ein positives Konzept der eigenen Fähigkeiten sowie intrinsische Lernmotivation. 
                                                                                           
  5. Die Schule überlegt, ob sie bspw. den Stundenplan den veränderten Lernbedingungen anpasst - denn selbstgesteuertes Lernen braucht Zeit. Hier kommen Konzepte zum Tragen wie Dalton oder sogenannte SeGel-Stunden usw.

Die Rolle der Lehrkräfte verändert sich somit beim selbstgesteuerten Lernen von der Wissensvermittlung mehr in Richtung Lernbegleitung. Sie begleiten, motivieren, unterstützen den Lernprozess und geben bei Bedarf Hilfestellungen. 

Mittlerweile wird diese Form des Unterrichts auch mit dem Begriff der "Agilen Didaktik" (s.o.) beschrieben bzw. weiter entwickelt.

Sind diese Grundlagen klar, stellt sich die Frage nach entsprechenden geeignete Aufgaben- bzw. Prüfungsformaten sowie digitalen und/oder analogen methodischen Herangehensweisen. 

Wir zeigen Ihnen, wie Sie Aufgaben- und/oder Prüfungsformate öffnen, digitale geeignete Tools nutzen, die das Lernen der Schülerinnen und Schüler weiter entwickeln und Ihren Unterricht in jeder Hinsicht bereichern.

 Hier schließt sich die Frage an, wie Lehrkräfte bei der Bewältigung dieser Aufgaben unterstützt werden können.

Die Entwicklung der pädagogischen Praxis an einer Schule braucht Schulentwicklung!

Die im letzten Abschnitt dargelegten Maßnahmen legen nahe, dass Schul- und Unterrichtsentwicklungsprozesse gut beraten sind, solche Prozesse mit externer Unterstützung und Begleitung durchzuführen, insbesondere aber auf gemeinsame Reflexion und Problemlösung im Kollegium. Es besteht heute weitgehend Konsens darin, dass die Professionalisierung der Lehrkräfte und damit einhergehend die Sicherung und kontinuierliche Entwicklung der pädagogischen Praxis nur gelingt, wenn gleichzeitig Wert gelegt wird auf die Entwicklung kooperativer und kommunikativer Strukturen an einer Schule.

Durch die Arbeit in Klassen- Jahrgangs- oder Bildungsgangteams werden die Lehrkräfte darin unterstützt, Veränderungsprozesse im Unterricht in Gang zu setzen, sie auch in schwierigen Phasen weiterzuführen, ihre Erfahrungen zu reflektieren und bei auftretenden Problemen gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Eine solche Zusammenarbeit muss durch flankierende Maßnahmen auf institutioneller Ebene begleitet werden. Dazu zählen letztlich ein konsensfähiges Schulprogramm, die Organisation von Kommunikations- und Reflexionszeiten, schulweite Lehrerfortbildung, Koordination von auf Entwicklung gerichteten Aktivitäten und deren sorgfältige Evaluation, Bedingungen also, deren Bedeutung für erfolgreiche Entwicklungsprozesse in der Schulentwicklungsforschung hoch eingeschätzt wird.

Solchermaßen unterstützt und begleitet haben Formen selbstgesteuerten Lernens gute Chancen, Teil einer Lernkultur einer Schule zu werden.

Wir führen Sie in die entsprechenden Konzepte und Instrumente systematisch ein und begleiten Sie professionell auf der Basis jahrelanger erfolgreicher Erfahrungen !!!

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